28. Apr 2022
Vor allem in Ländern außerhalb der Euro-Zone verschlechtern sich gerade die Finanzierungskonditionen und Immobilienkredite werden teurer. Schuld daran ist die hohe Nachfrage und das knappe Angebot - gepaart mit günstigen Finanzierungsbedingungen. Das treibt die Preise weltweit auf den Immobilienmärkten in die Höhe.
Die Notenbanken vollziehen einen Kurswechsel, um angesichts der hohen Inflation die Geldpolitik neu zu justieren. Bedeutet das, dass die Ära der günstigen Baufinanzierungen allmählich zu Ende geht?
Handelsblatt-Korrespondenten haben die Märkte in Großbritannien, den USA und der Schweiz analysiert und wir haben das für Sie zusammengefasst:
Großbritannien:
Extrem niedrige Hypothekenzinsen gepaart mit wachsenden Ersparnissen aus den Lockdown-Zeiten haben dafür gesorgt, dass viele junge Menschen zu Hausbesitzern wurden.
Doch die zuletzt stark angestiegenen Lebenshaltungskosten und die höheren Leitzinsen der Bank of England engen nun für diese Menschen den finanziellen Spielraum ein. Die Zentralbank hat zuletzt die Leitzinsen drei Mal nacheinander angehoben und Immobilien-Experten gehen davon aus, dass sich der durchschnittliche Zinssatz für neue Hypotheken bis 2023 auf drei Prozent verdoppeln könnte.
Noch boomt der britische Immobilienmarkt, allerdings gibt es erste Anzeichen für einen Rückgang: Die Zahl der Anträge auf Hypothekendarlehen sind bereits zurückgegangen.
USA:
Torschlusspanik herrscht in den USA: Die Preise auf dem Häusermarkt sind in den letzten zwei Jahren bereits um ca. 30% gestiegen. Die Kombination aus niedrigen Zinsen und dem Wunsch nach mehr Platz, der während der Pandemie bei vielen laut wurde, sorgte dafür, dass sehr viele Amerikaner raus aus den Metropolen hinein in die Vorstädte gezogen sind. Jetzt hat die Notenbank im März die Zinswende eingeleitet und auch weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt, so dass viele jetzt noch schnell versuchen ein Haus zu kaufen, ehe die Zinsen noch weiter steigen. Die Zinsen für eine Hypothek mit 30-jähriger Laufzeitliegen derzeit bei 5,2 Prozent, dem höchsten Stand seit Ende 2010.
Ökonomen gehen aber davon aus, dass sich die Häuserpreise in den kommenden Monaten sinken werden, weil sich Käufer angesichts der steigenden Zinsen die derzeitigen Preise nicht mehr leisten können und sich der Markt daher beruhigen wird.
Schweiz:
In unserem Nachbarland der Schweiz sind die Hypothekenkosten zuletzt auf den höchsten Stand seit acht Jahren gestiegen. Die Schweizer Nationalbank belässt die Leitzinsen zwar unverändert auf rekordtiefen minus 0,75 Prozent, dennoch stieg der Hypothekenzins um 0,7 Prozentpunkte seit Jahresbeginn.
Die niedrigen Finanzierungskosten sorgten dafür, dass es für viele Haushalte günstiger war, eine Wohnung zu kaufen, statt zur Miete zu wohnen. Doch der jüngste Anstieg der Finanzierungskosten könnte den Preisanstieg bremsen.
Im vergangenen Jahr sind die Preise von Wohneigentum in der Schweiz um 7,5 Prozent gestiegen. Für 2022 rechnet man mit einem Plus von vier Prozent.
Laut der Zürcher Kantonalbank wird jedoch kein Einbruch am Immobilienmarkt erwartet, denn die Nachfrage hält trotz hoher Energiepreise und möglicher Zinserhöhungen weiter an.
Wie sieht das bei uns aus?
Auch wenn die EZB den wichtigsten Leitzins bisher unverändert bei 0 Prozent belässt, sind auch bei uns die Bauzinsen in diesem Jahr gestiegen. Sieht man sich die langfristige Zinsentwicklung an, wird jedoch deutlich, dass die aktuellen Bauzinsen immer noch so niedrig sind wie lange nicht. Vor etwa zehn Jahren lagen die durchschnittlichen Bauzinsen noch zwei bis drei Mal so hoch wie heute. Dennoch haben sich Hypothekenzinsen im April von ihren historischen Tiefpunkten entfernt (unter einem Prozent) und sind auf etwa 2,2 bis 2,3 Prozent gestiegen.
Grundsätzlich gilt, dass es bei einer Immobilieninvestition immer darauf ankommt, dass das Konzept stimmig und rund ist. Ist dieses verbunden mit einer energieeffizienten Bauqualität und einer guten Lage des Objekts, dann machen Sie mit der Kapitalanlage alles richtig.
Außerdem: Bei einer Kapitalanlage ist möglich, die Darlehenszinsen steuerlich abzusetzen.
Quellen:
Handelsblatt: Crashgefahr? So verändert die Zinswende den Immobilienmarkt, 22.04.2022
Dirk Eilinghoff: So entwickeln sich die Bauzinsen, 18.04.2022 (Finanztip.de)